Wenn der Technik-Vorstand der TIWAG einen auf Biologe macht
Dann geht das in die Hose.
Alexander Speckle kommt aus dem Ingenieurbüro ILF. Er ist im TIWAG-Vorstand für Anlagenplanung und -ausführung zuständig.
Offenbar als Experte für eh alles breitet er in einem Schreiben an Landeshauptmann Mattle auch sein Wissen über die Moorlandschaften im Platzertal aus. Und übernimmt sich dabei ordentlich.
Der Ökologe Univ.-Doz. Dr. Armin Landmann, der seit 50 Jahren u.a. die Tiroler Moore und deren Lebensgemeinschaften untersucht, hat Speckles Behauptungen auf Anfrage einer kurzen Überprüfung unterzogen.
Dipl.Ing. Alexander Speckle: Vom Speicher im Platzertal sind insgesamt 7,26 ha nicht zusammenhängende Kleinseggenriede und Quellfluren betroffen. Bei diesen weniger als 1 ha handelt es sich um von Grund- und Hangwasser beeinflusste Niedermoore, jedoch nicht um von Regenwasser gespeiste Hochmoore.
Univ.-Doz. Dr. Armin Landman: In dieser Aussage zeigt sich das mangelnde ökologische Verständnis und der unzulässige Relativierungsversuch von Herrn Speckle. Auch wenn manche Moorteile im Platzertal durch dazwischen liegende andere Vegetationstypen räumlich etwas getrennt sind, so bilden sie selbstverständlich funktionell eine zusammenhängende Einheit, deren Teile vor allem durch den Talbach mit seinen natürlichen Uferzonen verbunden sind.
Armin Landmann
Speckle: Der Feuchtflächenkomplex im Platzertal kann aufgrund der überwiegend geringen Moorbodenmächtigkeit – großteils unter 5 cm, kleinflächig über 30 cm – keinen nennenswerten Beitrag zur CO2-Speicherung leisten. Das steht insbesondere in keinem Verhältnis, wenn man vergleicht, wie viel CO2 reduziert wird, wenn man die Wasserkraft im Kaunertal nutzt: Das sind nämlich pro Jahr mindestens 300.000 Tonnen CO2 weniger.
Landmann: Ich möchte hier nicht näher auf die – auch wissenschaftlich wenig reflektierte – CO2-Hysterie und die Milchmädchen-Rechnung mit der angeblichen CO2 Bilanz des KW Kaunertal eingehen. Vielleicht sollte sich Herr Speckle aber einmal informieren, wie und woraus die meisten Produkte für Bau und Betrieb von Kraftwerken hergestellt werden (Stichwort Petrochemie!) und einmal kalkulieren, wie viele Tonnen CO2 allein im Zuge des Baus in Hochlagen (Stichwort z.B. LKW- Verkehr) freigesetzt werden.
Unabhängig davon spiegelt die Aussage nur die Ignoranz und den Mangel an Argumenten von Speckle wider: Viele der typischen Moore der Hochalpen sind relativ jung und haben daher (noch) geringe Torfmächtigkeiten. Das als Freibrief für die Zerstörung alpiner Niedermoore aufzufassen, ist geradezu obszön. Als ob Moore und Feuchtgebiete plötzlich nur mehr wegen ihrer CO2 Speicherung schutzbedürftig wären und nicht vor allem wegen ihrer überregionalen Bedeutung und Einflüsse auf Landschaftsbild, Wasserhaushalt, Erholungswert, Tiere und Pflanzen.
Speckle: Zudem ist eine Reihe von speziellen Ausgleichsmaßnahmen auf in Summe 19 ha Fläche vorgesehen: Renaturierung und Erhaltung des ca. 6 ha großen Piller Moors im Pitztal sowie Verbesserung des ökologischen Zustandes ausgewählter Feuchtgebietsflächen im Umfeld des Platzertals mit in Summe ca. 11 ha.
Landmann: Komplexe Lebensgemeinschaften sind nicht einfach beliebig im Raum verschiebbare Schachfiguren! Realistisch betrachtet, ist bei größeren Eingriffen ein wirklicher Ersatz oder Ausgleich für die Beeinträchtigung sensibler Schutzgüter nicht zu schaffen. „Ausgleichsmaßnahmen“ sind daher meist nur kosmetische Ablenkungsmanöver. Der Begriff ist vor allem dann unangebracht, wenn fernab von den Eingriffsflächen Maßnahmen für andere als die betroffenen Lebensraumtypen (z.B. Piller Hochmoor in der Waldstufe vs. flächige Überstauung alpiner Quellfluren und Niedermoore) angeboten werden.
Speckle: Eine weitere Ausgleichsmaßnahme ist die Neuanlage eines sogenannten Kleinseggen- und Quellflurkomplexes direkt an der Stauwurzel im Platzertal.
Landmann: Es ist wie gesagt ökologisch unbedarft zu glauben, Biotope und Lebensgemeinschaften unterschiedlicher Raumkonnexe und abiotisch-biotischer Bezüge einfach gegeneinander „aufrechnen“ bzw. „verlegen“ oder „neu anlegen“ zu können. Einmal abgesehen davon, dass die vorgesehene „Ausgleichsfläche“ im hintersten Talgrund des Platzertals schon flächenmäßig nur einen unzureichend kleinen Teil der direkt zerstörten „Originalbiotope“ ausmachen würde, ist es – gelinde gesagt – „überoptimistisch“, an einem Standort, der von der Höhenlage, den bodenkundlich, topografischen sowie kleinklimatisch abweicht (und zudem ungünstiger, weil extremer ist), die Lebensraumverhältnisse, Raumbeziehungen, Vegetationsmuster und vielfältigen Tiergemeinschaften und deren Beziehungen zueinander einfach „nachbauen“ zu können.
Was immer auch geschieht:
Die TIWAG bleibt bei ihrer Propaganda
Als die TIWAG die anfänglich ins Auge gefassten Speicherstandorte Rofental und Rifflsee aufgeben musste und – vorübergehend – das hintere Taschachtal als wieder einmal optimale Lösung präsentierte, hat sie das im Vergleich mit den früheren Varianten „geringere Fassungsvermögen“ eines Taschachtalspeichers von nur mehr 75 Millionen Kubikmetern offen als „Nachteil“ bezeichnet
(Presseaussendung der TIWAG vom 10.2.2006).
Der jetzt geplante und laut TIWAG natürlich noch viel, viel optimalere Speicher im Platzertal hat nur mehr ein Fassungsvermögen von gerade einmal 42 Millionen Kubikmeter.
Was bedeutet das?
Wurscht! Die TIWAG lässt sich doch von den Fakten nicht ihre Propaganda hinmachen!
Richtig, wenn schon, dann braucht Tirol zusätzliche Energie im Winter. Derzeit kann das Kraftwerk Kaunertal rund die Hälfte des Stroms im Winter erzeugen. Mit einem so kleinen Speicher im Platzertal (der ja ständig abgearbeitet werden muss) würden zwei Drittel des Stroms im Sommerhalbjahr produziert und ein Drittel im Winter.
Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere sachliche Anfragen an den Vorstand der TIWAG und an zwei Projektleiter gerichtet.
Habe ich auch nur auf eine einzige eine Antwort bekommen? Nein.
Tut sie sich damit etwas Gutes. Auch nein.
Es muss eine interne Anordnung geben: Mit dem reden wir nicht. Man steht da offensichtlich in der großen Tradition des nicht minder großen Bruno Wallnöfer. Der hat ja sogar soetwas wie ein Hausverbot verordnet, obwohl ich ihn gar nie besuchen wollte.
Aus der Portierloge der TIWAG-Zentrale in Innsbruck
Der Umhauser Bürgermeister ist ein ganz ein Lustiger
In der Gemeinderatssitzung vom 9. Februar 2024 hat Jakob Wolf seinen Gemeinderat tatsächlich die Forderung nach einem Speicher im hinteren Ötztal als Hochwasserschutz für Umhausen beschließen lassen. Für Umhausen, das bekanntlich weitab von der Ötztaler Ache auf einem alten Murkegel liegt! Jenes Umhausen, wo’s aber vorn und hinten rumpelt (Horlachbach und Acherbach) und links und rechts (Leiersbach und Farstrinne).
Wenn sich der Bürgermeister darum kümmert, hat er mehr als zu tun braucht den Ventern keinen Stausee anwünschen.
An der Ache gibt es in Umhausen Probleme an der Gemeindegrenze zu Längenfeld, kilometerweit von jeder Siedlung entfernt, wo man was tun kann und gegenwärtig auch was tut. Und am anderen Ende, im Bereich Tumpen, wo man was tun kann und gegenwärtig auch was tut. Wobei hier schon zu sagen ist, dass die jüngst errichtete talsperrende Wehranlage des Kraftwerks Tumpen-Habichen und der dadurch erzeugte Rückstau die Gefährdung des Ortsteils nicht gerade vermindert hat.
Lugassn Seppele hätte gesagt: „A sie eppas tuat man en salt.“ Auf Deutsch: „Manchen Schaden fügt man sich selber zu.“ (Josef Santer, Sölden)
Als Bestätigung des hier Gesagten darf man nehmen, was Jakob Wolf auf der offiziellen Homepage der Gemeinde Umhausen stehen hat.
Sie können den Mund gar nicht voll genug nehmen. Luftschlösser bauen ohne Ende. Unrealisierbare Projekte wie die Ableitung der Ötztaler Bäche über zwanzig Jahre hinweg verfolgen ohne je Konsequenzen fürchten zu müssen. Hunderte Millionen beim Vorstandsfenster hinauswerfen.
Sieben sündteure TIWAG-Vorstandsmitglieder seit 2004, vier davon (und zusätzlich fünf von vorher) mit einer Pension, die man sich nicht vorstellen mag. Aber Verantwortung für ihr Tun (Projektleichen landauf landab, Cross-Border-Deals, Börsengeschäfte, Strompreisskandal …) und ihr Nichttun (Ausbau Windkraft, Photovoltaik, Biomasse, Netz …)? Fehlanzeige!
Geschützte Werkstätte quasi.
„Verantwortlich“ seit 2004:
Bruno Wallnöfer, Alfred Fraidl, Franz Hairer, Johann Herdina, Erich Entstrasser, Thomas Gasser, Alexander Speckle
Fünfzehn Jahre lang sind die Stubaier belogen worden, der Vortrieb des Beileitungsstollens bis zur hintersten Wasserfassung am Fernaubach werde vom Kühtai aus erfolgen. Auch die dortigen Fensterstollen zu den Wasserfassungen Unterbergbach und Daunkogelfernerbach würden aus dem Berg heraus erfolgen. Damit werde auch das gesamte Ausbruchsmaterial ins Kühtai abtransportiert. Noch im UVP-Verfahren ist den Stubaiern das vorgegaukelt worden. Und so steht es auch im UVP-Bescheid.
Jetzt plötzlich, mittendrin im Baugeschehen, rückt die TIWAG – ätsch-bätsch! – mit der wahren Absicht heraus: Die Stubaier Stollen werden vom hinteren Stubai aus „hergestellt“, das heißt: gesprengt.
Die mündliche Verhandlung über diese „Modifikation“ findet am 15.3.2024 im Landhaus 2 in Innsbruck statt.
Und das ganze Ausbruchmaterial kommt auch nicht mehr ins Kühtai, sondern wird im Stubai end-deponiert.
159.000m³, falls es dabei bleibt, das sind zwei Fußballfelder nebeneinander elf Meter hoch aufgeschüttet.
Um das Kaunertalprojekt vielleicht doch noch durchzudrücken, kauft die TIWAG teure Beratungsleistungen der Kommunikationsagentur Clavis (Innsbruck – Wien – Bozen – Bregenz) zu. Schon der Name, den sich die Firma 2019 gegeben hat, ist total einzigartig.
So heißt ja sonst wirklich niemand. Fast.
Clavis heißen bloß schon Restaurants und Hotels, Softwarefirmen und Hardwarefirmen, Vermögensberater und Immobilienmakler, Getränkeproduzenten und Kirchenorgelhersteller, Eventveranstalter und Shoppingcenter, Ingenieurbüros und Logistikunternehmen, Möbelfabriken und Reiseanbieter und und und – in Österreich und weit darüber hinaus, von Deutschland bis Frankreich, von Großbritannien bis Indien und von den USA bis nach Russland.
Das Projekt der Kraftwerkskette Kaunertal-Prutz-Imst-Haiming ist Müll. Es gehört entsorgt.
Aber bitte nicht in die Bio-Tonne, das Projekt ist alles andere als „bio“. Da gehört es nicht hinein, schon deswegen nicht, weil ja das Wasser aus dem Ötztal mit dreckigem Importstrom ins Platzertal gepumpt würde.
Darin hätte das mit soviel personellen und finanziellen Aufwand auf soviel geduldiges Papier Geschriebene und Gedruckte auch gar nicht Platz. Da muss schon ein richtiger Abfallbehälter her für all die sinnlosen Planungen, Umplanungen und Fehlplanungen! Für all die gefälligen Gutachten und den ganzen Propagandaaufwand, der betrieben worden ist.
Aber, ach, auch dafür ist es zuviel Ramsch, der sich da in den vergangenen 20 (!) Jahren in der TIWAG in Sachen „Kaunertal-Ausbau“ angesammelt hat, auf dass selbst ein sogenannter Müllgroßbehälter ihn fassen könnte.
Es sind einfach zuviele Tonnen für diese Tonne.
Da muss am Ende schon ein richtig großer Container her, um den produzierten Abfall sachgerecht ein für alle Mal entsorgen zu können.
Das viele Papier gehört einem besseren Zweck zugeführt. Vielleicht kann es letztlich sogar zu etwas Sinnvollem recycelt werden.
Die kleine, ständige, unausrottbare ganz legale Korruption der TIWAG
Es geht ums Ködern bei denen, wo man was plant, ums Bei-der-Stange-halten bei jenen, wo man schon ist.
Ein paar Hunderter da, ein paar Tausender dort, ob für die Schützenkompanie in Matrei i.O. (Projektgemeinde) oder fürs Rodelrennen in Umhausen (Standortgemeinde), den Radtag in Sölden (Projektgemeinde) oder den Gletschermarathon durchs Pitztal (Standortgemeinden), den Schlepplift in Gries (TIWAG-Baustelle) oder den Thermemlauf in Längenfeld (Standortgemeinde/Projektgemeinde), für den Eishockeyverein in Silz (Standortgemeinde/Projektgemeinde) oder den Publikums-Triathlon in Oetz (Projektgemeinde), die Schützengilde in Fließ (Standortgemeinde) oder das Racingteam Haiming (Projektgemeinde) und so weiter. Wie auch immer, wo auch immer.
Es ist nicht die Liebe des TIWAG-Vorstands zum Bauerntheater oder zu den Almabtrieben. Es ist Berechnung.
Die TIWAG kauft sich da wie dort Wohlwollen für billiges Geld. Unsriges. Aber es braucht dafür schon auch immer zwei: die Geberseite und die Nehmerseite, die Schnorrer und die Gönner.
Versprochen. Gebrochen.
Am Beispiel Gries im Sulztal
2009
2024
2009
Und das ist erst der Anfang der „landschaftsangepassten Gestaltung“. Das ist nur das Auffangbecken mitten in der „attraktiven Kulisse für die Erholungsnutzung“. Ein Auffangbecken für das drohende Geschiebematerial, von dem in der bunten 28-seitigen Broschüre von 2009 nie die Rede war.
Zuerst eine Propagandaveranstaltung
und dann auch noch eine Protokollverfälschung
Die TIWAG hat im Jänner 2024 zum zweiten Mal lokale Vertreter im Oberen Gericht, in Landeck und im Ötztal einbestellt, um ihnen weißzumachen: „Die Erweiterung Kaunertal ist aktuell im UVP-Verfahren und daher eine Realität.“ (Zitat aus deren Protokoll)
Sie nennt das ganze Informationsdialog und sie log:
Das Projekt ist aktuell nicht wirklich im UVP-Verfahren und schon gar nicht eine Realität.
(Es wird auch nie Realität werden.)
Es braucht schon eine ordentliche Portion Unverfrorenheit, das Vorführen von 77 plumpen Power-Point-Folien als Information, ja sogar als „Informationsdialog“ zu bezeichnen.
Ein Informationsdialog, der ein Informationsmonolog ist, ist ein Informationsmonolog.
Und ein Informationsmonolog, der ein Desinformationsmonolog ist, ist ein Desinformationsmonolog.
So einfach ist das.
Es kommt noch schlimmer:
Von diesen komischen Aufführungen hat die Begleitagentur der TIWAG Protokolle erstellt, die das von den Vortragenden Vorgetragene Länge mal Breite wiederholen, die das Projekt ablehnenden Statements der Teilnehmer aber komplett unterschlagen.
Das gefakte Protokoll soll wohl Realität schaffen nach dem Motto: Was nicht im Protokoll steht, ist nicht gesagt worden.
Es ist aber gesagt worden. Es ist nur wegzensiert worden.
Mir haben Ötztaler Teilnehmer an dieser Farce mitgeteilt:
„Wir haben klar zu verstehen gegeben, dass es keine weiteren Monologe mehr braucht und unser Wasser im Tal bleibt und sie das endlich einsehen und dies auch an oberste Stelle weiterleiten mögen.“
„Unsere klare Stellungnahme zur Ablehnung des Projektes Kaunertal seitens der Ötztaler Bevölkerung sowie sämtlicher Organisationen im Tal haben wir überbracht.“
„Wir haben gesagt, dass, wenn sie uns keine Alternativen bringen und nicht auf unsere Anliegen eingehen, wir keinen weiteren Termin mehr brauchen.“
Das Ötztal ist geschlossen gegen
die Ableitung von Gurgler und Venter Ache
Nachdem der Gemeinderat von Sölden mit dieser klaren Festlegung
„Unverhandelbar ist, dass das Ötztaler Wasser im Ötztal verbleibt und es zu keiner Überleitung des Ötztaler Wassers ins Kaunertal (oder in ein anderes Tal) kommt.“
vorausgegangen ist, haben sich auch die Nachbargemeinden klar gegen die Ableitung der Gurgler und der Venter Ache ausgesprochen.
Weiß die TIWAG, was sie da im Ötztal anrichten würde?
In die Wasserfassung im Horlachtal (Gemeinde Umhausen) fließt der kleine Finstertalbach und der Zwieseltalbach. Nur Letzterer hat einen Gletscher hinter sich, wenn auch einen sehr kleinen, einen Gletscher-Bonsai sozusagen, im Vergleich zu den Innerötztaler Gletschern ein etwas größeres Schneefeld. Entsprechend wenig Gletscherschliff und Geschiebe führt der Zwieselbachferner mit sich und entsprechend selten muss die Entsanderkammer bei der Wasserfassung freigespült werden.
Laut einer TIWAG-internen Aufzeichnung waren das im Sommer 2003, ein ähnlich heißer Sommer wie 2022 oder 2023, „30 Spülungen auf Grund der hohen Temperaturen und der daraus folgenden Gletschermelze“.
Wie gesagt, hinten droben der Rest eines Mini-Gletschers und insgesamt ein sehr kleines Einzugsgebiet. Das ergibt für die Wasserfassung (WF) Horlach eine jährliche Ableitung ins Kühtai von ca. 25 Mio. m3.
Die Gletscherflächen der Einzugsgebiete von Vent und Gurgl und die Andeutung eines Gletschers im Zwieselbachtal.
Die geplante Wasserfassung der TIWAG in Gurgl würde, wenn sie käme (tut sie aber nicht), 106 Mio. m³ Wasser einziehen, also mehr als das Vierfache jener im Horlachtal, die Wasserfassung in Vent 188 Mio. m³, das Siebeneinhalbfache.
Und was für Wasser im Vergleich zu Umhausen! Was für eine mitgeführte Wasserfracht aus den 12 Zuflüssen in die Gurgler und den 19 Zuflüssen in die Venter Ache!
Das kann nur heißen, dass sowohl in Gurgl als auch in Vent zumindest im Sommerhalbjahr mindestens jeden Tag mindestens einmal die Anlage durchgeputzt werden müsste. Dies geschieht bei den Tiroler Wehren der TIWAG automatisch und ohne jede Vorwarnung.
Das Bezirksgericht Innsbruck hat die TIWAG mit Urteil 60C 65/23w vom 29.1.2024 ganz klar der Unwahrheit überführt. Anders als von ihr ständig behauptet, beliefert sie ihre Tiroler Kunden eben nicht mit „sauberer Energie“, sondern auch mit importiertem Mischstrom (Wasserkraft / Kohle / Wind / Atom …).
Trotzdem lässt sie von ihrer alten Werbelüge nicht ab.
Innsbruck, Februar 2024
Ja, die TIWAG produziert „saubere Energie“. Was sie exportiert, ist tatsächlich „saubere Energie“.
Der Slogan müsste also lauten:
Saubere Energie für Tirolaus Tirol“
Oder:
SaubereSchmutzige Energie für Tirol
Macht sich aber bei weitem nicht so gut an der TIWAG-Fassade.
Alle Gletscherbäche von Gurgl, die seit urdenklichen Zeiten mit der Ötztaler Ache auf kürzestem Wege im heutigen Gemeindegebiet von Haiming in den Inn münden, sollten nach den Träumereien der TIWAG einen 90 Kilometer langen Umweg übers Obere Gericht nehmen bis sie bei Haiming wiederum in den Inn fließen könnten.
Die TIWAG hat einen neuen Comic aufgelegt. Mit neuen alten Märchen für die „lieben Kinder“.
Märchen haben oft einen wahren Kern. Auch dieses.
Ja, Atomkraftwerke sind böse. Sehr böse sogar.
Aber was die „lieben Kinder“ nicht wissen dürfen:
Der böse, böse Atomstrom aus den bösen, bösen Atomkraftwerken ist auch im Pumpstrom enthalten, mit dem die TIWAG das Wasser aus dem Längentalspeicher in den Finstertalspeicher hinaufpumpt, um damit ihre – räusper, räusper – 100%-Wasserkraft zu erzeugen.
Die TIWAG hat sich den Ötztaler Alexander Speckle in den Vorstand geholt, um das Kaunertal-Projekt gegen den Widerstand der Ötztaler doch noch durchsetzen zu können.
Die TIWAG hat sich die Beratungsagentur Clavis von Ulrich Müller geholt, detto, um das Kaunertal-Projekt gegen den Widerstand der Ötztaler doch noch durchsetzen zu können.
Speckle war vorher viele Jahre lang beim bekannten Ingenieur- und Beratungsunternehmen ILF. Von dort aus war er maßgeblich involviert in das Projekt des Zusammenschlusses der Skigebiete Hochoetz und Kühtai. Alexander Speckle wohnt in Oetz, sein Bruder Mathias ist Betriebsleiter der Bergbahnen Hochoetz.
Ulrich Müller sollte mit seiner Agentur das Scheitern dieses Projekts am Widerstand vieler Einheimischer „durch einen breit angelegten Diskussionsprozess“ mit den Gegnern verhindern und das Vorhaben in irgendeiner Form retten. Beauftragt und bezahlt von den Skigebietsbetreibern.
Speckle ist gescheitert.
Müller ist gescheitert.
Jetzt sind die beiden Loser dabei, ebenso kläglich zu scheitern bei der Durchsetzung des Projekts Kaunertal. Speckle als für den Kraftwerksbau zuständiger TIWAG-Vorstand, Müller als Chef der von der TIWAG beauftragten und bezahlten Agentur Clavis mit seinem „Informationsdialog“ nach dem Muster Hochoetz-Kühtai.
Von den jämmerlichen „Ausgleichzahlungen“ der TIWAG für die geraubten Bäche und die schweren Eingriffe in die alpine Naturlandschaft im Stubai und im Ötztal war unten bereits die Rede (15.1.2024 und 23.1.2024).
Zusätzlich hat die TIWAG den durch das Kühtai-Projekt geschädigten Gemeinden (Längenfeld, Umhausen, Oetz, Sautens, Roppen, Haiming, Silz, Mötz, Stams, Neustift und Fulpmes) noch Gelder für die jeweilige regionale wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht gestellt, sogenannte „Zukunftspakete“.
Aus Ankündigungen und Protokollen der TIWAG
Und? Gibt es diese „Zukunftspakete“?
Nein. Sie waren auch nie ernst gemeint.
Sie waren nur als Köder für die „Absicherung der Zustimmung“ zum Projekt gedacht:
Das in die Auseinandersetzung gebrachte Thema „Zukunftspaket“ sollte bloß dafür sorgen, dass andere Themen weniger intensiv wahrgenommen werden:
Das Reden über ein „Zukunftspaket“ war von der TIWAG nur als Ablenkung gedacht:
Im von der AK Tirol geführten Prozess gegen die TIWAG ging es im Kern um die Zusammensetzung des Stroms, den die TIWAG ihren Kunden (viel zu teuer) liefert. Dabei musste sie vor Gericht selber eingestehen, welch aufgelegter Schwindel es ist, was sie uns als sauberen und teuren „Ökostrom aus 100% Wasserkraft“ verkauft.
TIWAG-Werbung (links), TIWAG-Geständnis am Bezirksgericht Innsbruck (Urteil vom 29. Jänner 2024)
Da sich das Wasser für die Stromerzeugung in letzter Zeit naturgemäß nicht verteuert hat, die TIWAG aber die Preise für ihren angeblich 100%igen Strom aus Wasserkraft massiv angehoben hat, musste sie vor Gericht mit der Wahrheit herausrücken, dass sie den günstig erzeugten Strom aus unserem Wasser an der Börse teuer verkauft und für uns dort vielfach Mischstrom „aus unbekannter Herkunft“ billig einkauft und an uns liefert. Das heißt eben auch aus Atomkraftwerken und Kohlekraftwerken.
Und zwar mit dem Etikett – siehe oben.
Das ist so, als würde man einem alten Diesler eine grüne Nummerntafel verpassen. Am Karren dahinter ändert sich damit nichts.
Gurgler und Venter Ache müssen im Ötztal bleiben ...
… auch deswegen, weil das Ötztal extrem niederschlagsarm ist
Univ.-Prof. Herbert Aulitzky (hier mit Univ.-Prof. Gernot Patzelt an der Venter Ache gleich unterhalb der geplanten Wasserfassung) hat sich 35 Jahre lang mit einschlägigen Forschungsarbeiten im Ötztal befasst.
Es war beim jüngsten Besuch der TIWAG (eskortiert von ihrer Beratungsagentur) im Oberen Gericht und lange nachdem ihr aus dem Ötztal bereits ein für allemal klar gemacht worden war, dass wir uns die Gurgler und die Venter Ache auf gar keinen Fall wegnehmen lassen …
… als der Projektleiter für den Kaunertalausbau gefragt wurde, ob die TIWAG denn angesichts dieser unverrückbaren Tatsache einen Plan B habe.
Die Antwort der TIWAG laut Gesprächsprotokoll der Agentur Clavis:
Das Strategiepapier Dornauers aus dem Jahre 2019, das als PDF den Titel „Kommunikationsplan für SPÖ gegen Projekte der Tiwag“ und den Vermerk „vertraulich“ trägt, ist ein minutiös ausgearbeitetes Konzept in Bezug auf Pressearbeit, Veranstaltungen, Social-Media-Aktivitäten usw.
Seite aus dem 15-seitigen Strategiepapier
Dornauers Plan gegen den Ausbau des Kaunertalkraftwerks beinhaltet in gewohnt heilloser Selbstüberschätzung ungefragt u.a. einen „Gastkommentar“ in der Tiroler Tageszeitung, ein „Interview“ ebendort, weiters einen „Gastkommentar im Standard“, einen „Artikel im Trend“, „2 – 3 Postings pro Woche auf den Social-Media-Kanälen“ und gleich mehrere „Interviews in ZIB 2, Puls 4 und Servus TV“.
Die alten Lügen werden durch neue Wiederholungen nicht wahrer
In einem aktuellen Comic-Strip versucht die TIWAG wieder einmal, die „Kids“ über den von ihr eingesetzten Pumpstrom Länge mal Breite anzuschmieren.
Nein, der billige Pumpstrom der TIWAG für das Kraftwerk Kühtai ist mangels Nachtsonne kein Sonnenstrom aus Italien oder Bayern.
Und nein, er kommt aufgrund fehlender Stromtrassen vom Norden Deutschlands in den Süden auch nicht von Windkraftanlagen in der Nordsee.
Der Strom, mit dem die TIWAG pumpt, kommt nach wie vor und auch in Zukunft aus dem europäischen Stromsee, in den auch jede Menge Strom aus Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken fließen.
Auch der in den drei privaten Kraftwerken (Windache, Rettenbach und Pollesbach) erzeugte Strom fließt ins TIWAG-Netz. Und die weiteren Wasserfassungen im Sulztal und im Horlachtal leiten die Bäche zur Kraftwerksgruppe der TIWAG ins Kühtai ab.
Zwei Tiroler Bäche werden künftig mit Tiroler Strom hinaufgepumpt, um Strom für Deutschland zu erzeugen
Weil die Wasserfassungen des Fischbaches im Sulztal (Längenfeld) und des Unterbergbaches im Stubai tiefer liegen als die Überleitungen ins Kühtai, „müssen“ beide Bäche in den Stollen, der zum Speicher im Längental führt, hinaufgepumpt werden. Laufend. Ständig. Durchgehend. Mit Strom.
Mit Strom, der über zu verlegende Mittelspannungskabel zu den beiden Pumpstationen führt. Strom aus dem in Bau befindlichen Kraftwerk Kühtai 2. Das ja errichtet wird, um den dort erzeugten Strom zu exportieren.
Die Pumpstationen am Unterbergbach im Stubai und am Fischbach im Ötztal (Visualisierungen durch die TIWAG)
Das heißt, mit einem Teil des eingezogenen Wassers wird Strom erzeugt zum Hinaufpumpen der beiden Bäche zur Stromerzeugung für Deutschland.
Kompliziert? Ja. Absurd auch? Ja.
Aber es geht bei der TIWAG ja um Profitmaximierung und nichts anderes.
Aufgewendet werden müssen für die beiden Pumpbetriebe zusammen ca. zehn bis zwölf Gigawattstunden pro Jahr. Das ist der Stromverbrauch von rund 3000 Tiroler Haushalten.
Die TIWAG-Agentur Clavis bereitet ein Windpark-Projekt vor
Nein, nicht für die TIWAG. Für den Verbund.
Lustig ist, dass Clavis diesen Auftrag für das Windkraft-Projekt vom Verbund prominent auf der Webseite präsentiert, während sie den Auftrag der TIWAG für das Projekt Kraftwerkskette Kaunertal-Prutz-Imst-Haiming so versteckt, dass man ihn erst über die Such-Funktion aufspüren muss.
Die Arbeit für die TIWAG ist wohl schlecht für das Image der Agentur.
Im Unterschied zum – auch finanziell lukrativen – Großauftrag der TIWAG führt Clavis aber kleine und kleinste Beratungstätigkeiten auf der Homepage sehr wohl an: vom Wasserleitungsprojekt in der Innsbrucker Altstadt bis zum Bauzaun beim Haus der Musik, von der Integrationsenquete bis zur Heumilch-Bewerbung und von der Arbeit für die Diözese Innsbruck bis zu der fürs Grödner Kunsthandwerk.
Was die Realisierung angeht und damit den „Kommunikationserfolg“ der Agentur ist sicher das Windpark-Projekt vielversprechender als das Projekt der TIWAG-Kraftwerkskette.
So ganz nebenbei verrät uns Clavis bei der Auflistung der angebotenen „Leistungen“, mit welchen Mätzchen und Mitteln sie arbeitet und sicher auch im Ötztal, im Kaunertal, im Oberen Gericht und im oberen Inntal versuchen wird, ihre Strategie durchzusetzen. Das beginnt bei sogenannten „dialogorientierten Formaten“ und führt über die Textierung der „Projekt-Landing-Page“ bis zu Vorgaben des „Wordings“.
Deswegen wird die Kraftwerkskette bei der TIWAG niemals Kraftwerkskette heißen; und deshalb wurden auch die geplanten neuen Kraftwerke in Versetz/Kaunertal und in Prutz jeweils auf „Krafthaus“ umgetauft. Soll wohl wie Kraftquelle klingen oder wie ein Kraftort in der Natur. Auch wenn es sich um das genaue Gegenteil handelt.