Wir haben die Schlacht, die entscheidende Schlacht, die uns von der Politik und von der TIWAG aufgezwungen wurde, gewonnen. Haushoch gewonnen.
Der Rest sind Rückzugsgefechte von Mattle & Co.
Ich war mir sicher, dass das Wahnsinnsunternehmen Ableitung der Gurgler und Venter Ache bei Zusammenwirken aller im Tal binnen eines Jahres eledigt sein wird. So ist es jetzt auch. Viele haben mitgeholfen. Das Wasser im Ötztal bleibt im Ötztal.
Also darf auch dieses Projekt www.wasser-oetztal.at jetzt einmal ruhen. Diese Seite und ich werden wieder da sein, wenn es uns braucht. In alter Schärfe und neuer Frische. Da soll sich niemand falsche Hoffnungen machen.
Zum Abschluss meiner dritten TIWAG-Serie (nach 1988/89 mit dem FÖHN und ab 2004 mit dietiwag.org) eine hübsche Erinnerung an die zweite:
Es ist nicht die angeblich „notwendige Energiewende“ und es ist nicht die angeblich „angestrebte Energieunabhängigkeit Tirols“, es ist die unendliche, unstillbare blanke Gier der TIWAG, die sie antreibt.
„Die Oetzthaler sind stark und kräftig gebaut, mittlerer Größe, eher schmächtig, als breit und voll, mit unglaublicher Gewandtheit, ihren Gegner als Robler in den Staub zu werfen. Verstand und Scharfsinn, der in allen Geschäften des Lebens erfolgeich auftritt, Geist und Witz nach der leichten schwäbischen Manier, rastlose Redeferigkeit, die alles gut darzustellen, alles zu vertheidigen weiss, freundliche Art und Weise im Umgange und Lust zum geselligen Zusammenseyn, Gutmüthigkeit, aber stets auf scharfer Wage des Verstandes, oft nicht ohne Gedankenrückhalt.“
Beda Weber 1838
*
„Die Oetzthaler sind, gleichwie die Oberinnthaler, mit einem hellen Verstand begabt, religiös-sittlich, arbeitsam, freundlich im Umgange und wohlwollend (…). Gestählt im Kampfe wider die feindlichen Kräfte der Natur (…) stehen sie fest und unerschüttert (…). [Daher] können wir der Thatkraft des wackeren ötzthalischen Volkes unsere Bewunderung nicht versagen.“
Franz Gwercher 1886
Die Ötztalerinnen und Ötztaler sind nicht viel anders oder gar besser als andere. Aber sie sind geeint und wehren sich gegen die Übergriffe der TIWAG. Und sind daher erfolgreich.
Während die alte TIWAG, die hundert Jahre alte TIWAG weiter (auf) das Steinzeit-Modell Pumpspeicherung baut, an der Umleitung von Bächen und gigantischen Staudämmen hängt, wird sie von der Konkurrenz längst überholt.
Abgesehen davon, dass für die Speicherung von Strom keine Hochtäler mehr mittels Milliarden-Investitionen zerstört werden müssen, werden bereits entwickelte Alternativen der TIWAG auch den Cash abgraben, auf den sie irgendwann in den 2030er und 2040er Jahren spekuliert.
Wie war das noch gleich mit dem Hochwasserschutz im Paznaun?
Im August 2005 gab es (nicht nur) im Paznaun Starkregen, Hochwasser und übelste Verwüstungen. Die sechs Wasserfassungen der Illwerke in der Region Ischgl/Galtür waren zugemurt und die Bäche schossen mitsamt dem liegengebliebenen Geschiebe ins Tal.
Illwerke, 30.8.2005
Soviel zum Thema Hochwasserschutz durch Ableitungen.
In der Umweltverträglichkeitserklärung zum Kaunertalprojekt hat die TIWAG versprochen, dass die traumhafte Pfundser Tschey „nicht beeinträchtigt“ würde.
Schon ist alles anders. Schon ist die Katze aus dem Sack.
Laut der jüngsten Präsentation soll die Erschließung der Baustelle im Platzertal sehr wohl über die Tschey erfolgen.
So kurz ist die Halbwertszeit von Versprechungen der TIWAG.
Vor 20 Jahren, als die TIWAG mit ihren diversen Vorhaben im Ötztal erstmals in die Medien gegangen ist, habe ich in Reaktion darauf die Webseite dietiwag.org eingerichtet samt einem Forum, in dem meine Artikel von jederman kommentiert werden konnten, auch anonym.
Davon wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Auch von einem User in Wien, einem kleinen Rechtspraktikanten, wie wir später herausgefunden haben, ausgerechnet bei jener Anwaltskanzlei, von der die TIWAG damals und auch heute vorrangig vertreten wird.
Der Gute nannte sich hintersinnig „Der Hinterfrager“, war nicht mit allem einverstanden, was ich über die TIWAG geschrieben habe, sparte aber nicht mit Kritik an ihr, mit Kritik, muss man sagen, die heute so gültig ist wie damals.
Kurz gesagt, hatte er im Sommer 2005, als er diese Postings – häufig in der Dienstzeit – absetzte, an der TIWAG unter anderem auszusetzen, dass
„die Vorstandsspitze der TIWAG durchaus besser besetzt sein könnte“
„die interne Kommunikation nicht funktioniert bzw. nicht vorhanden ist“
„die Stimmung in der TIWAG zugegebenermaßen schlecht ist“
„nicht alle Akteure hohe Sympathie vermitteln und sich nicht selten im persönlichen Kontakt ungeschickt, ja tölpelhaft verhalten“
„die Vorstände wohl zu hohe Gagen beziehen“
„sicher jemand nötig wäre, der die Menschen vor Ort als aller erstes respektiert und ihre Anliegen wirklich ernst nimmt. Jeder, der das nicht schafft, ist fehlbesetzt.“
Klingt, als wäre das heute geschrieben und bezöge sich auf die Unfähigkeit des heutigen Vorstandes, auf dessen Arroganz den „Menschen vor Ort“ gegenüber und auf die heute noch um vieles höheren Gagen.
Es hat sich nichts getan seitdem bei diesem „Verein“
Es wäre Aufgabe des Aufsichtsrates hier etwas zu ändern. Er bestellt die Vorstände, er entscheidet über ihre Gehälter und die Unternehmenstrategie. Es wäre in aller erster Linie Aufgabe des Aufsichtsratsvorsitzenden.
Aufsichtsratsvorsitzender der TIWAG ist, bitte herhören, seit 2022 der kritische „Hinterfrager“ von damals: Eduard Wallnöfer der Dritte.
Auch eine Karriere.
Oder: Jedes Schriftl ein Giftl.
Der „Hinterfrager“ hinterfragt längst nichts mehr. Eduard Wallnöfer (links) ist inzwischen Verwalter und Erhalter des Systems, dessen Mängel er einst klar erkannt hatte.
Sie möchten ein ganzes Tal zerstören, das Platzertal, und dafür ausgebaggerte Moorstücke am Talschluss deponieren.
Es wird aber im Platzertal gar keine Stauwurzel geben, wo ein Niedermoor „hergestellt wird“. Und es wird dort auch keine „Umsiedlung wirbelloser Tiere mit Schaufelbagger und LKW mit Kipper erfolgen“.
Die Ötztaler haben nie daran gedacht, ihre Macht aufzugeben. Hier bei einer Protestveranstaltung in Sölden mit der Präsentation des Films „Bis zum letzten Tropfen“ von Harry Putz.
Was ist die größte Farce in Zusammenhang mit TIWAG-Projekten?
Die größte Farce ist das UVP-Verfahren.
Die TIWAG weigert sich stets und ganz grundsätzlich, auch die entschiedenste Ablehnung ihrer Kraftwerksprojekte zur Kenntnis zu nehmen. Ihre (bisher erfolgreiche) Strategie ist es, die Kritiker auf das ach so ergebnisoffene UVP-Verfahren zu verweisen. Dort gebe es dann (wörtlich) „das gesetzlich verbriefte Recht, Stellungnahmen und Einwendungen abzugeben und gegebenenfalls gegen einen Bewilligungsbescheid zu berufen“.
Richtig, man kann dort „Stellungnahmen und Einwendungen abgeben“ und gleich auch die Hoffnung, etwas zu bewirken.
Teilnehmer an der abschließenden und „entscheidenden“ mündlichen UVP-Verhandlung in Sachen Ausbau Kühtai sind für immer geheilt. Ein NGO-Mitglied meint dazu: „Ich hab Sellrain-Silz erlebt, das reicht.“ Der Vertreter einer Bürgerinitiative, der dabei war, sagt: „Wichtig ist, das Projekt vor Beginn der UVP zu stoppen. Wenn das Verfahren losgeht, sitzt man ganz tief unten am Ende einer sehr schiefen Ebene.“
Deshalb ist es der TIWAG ja so wichtig, die Gegner in dieses von Beginn weg verfahrene Verfahren zu locken. Dorthin, wo man dann keine Chance mehr hat.
Das UVP-Verfahren, das die TIWAG in ihrer hübschen Grafik, den „Gegnern“ schmackhaft machen will,
ist in Wahrheit ganz nach ihrem Geschmack.
Und dann gibt es einen – den Vorstellungen der TIWAG – entsprechenden Bescheid der Behörde. Und damit eine Baugenehmigung. Das ist das eine.
Das andere ist, dass die TIWAG im UVP-Verfahren mit gezinkten Karten gespielt hat. Ihre wirklichen Absichten, das Ausmaß ihres Vorhabens verheimlicht und sich die Bewilligung erschlichen hat.
Denn nach dem ergangenen Bescheid ist alles anders. Das Projekt Kühtai ist ein alarmierendes Beispiel: Da werden dann Stollen gebohrt und gesprengt und gefräst, wo das im Genehmigungsverfahren verschwiegen worden war, da werden dann gigantische Auffangbecken ausgehoben, die vorher kein Thema waren, und da werden dann, entgegen dem Geschwätz in der mündlichen Verhandlung, Deponien mit Ausbruchsmaterial im hochalpinen Gelände angelegt in der Größe mehrerer Fußballfelder.
Der TIWAG ist nicht zu trauen und nicht zu glauben.
Die TIWAG hat möglicherweise irgendein Widerstreitverfahren um das Ötztaler Wasser irgendwo bei irgendeiner Behörde gewonnen:
2022
Kurier / Standard, 15.11.2022
2024
Das einzig und allein ausschlaggebende Widerstreitverfahren gegen die entscheidungsbefugte Bevölkerung von Sölden hat sie haushoch und damit höchstinstanzlich verloren:
„Eine Kajakfahrt auf der Venter Ache bei Heiligkreuz“
„Eine Kajakfahrt auf der Venter Ache bei Heiligkreuz ist für Erfahrene eine große Herausforderung. Umso deutlicher fällt die Erleichterung nach dem bestandenen Abenteuer aus.
Originalzitat: ‚Gee, that was the best fucking ride I ever had in my life‘.“
Aus dem Bildband „Das Ötztal“ von Guido Mangold (Haymon-Verlag, Innsbruck 1999)
Der vielfach ausgezeichnete deutsche Spitzenfotograf Guido Mangold, der Künstler wie Joseph Beuys, Georg Baselitz oder Louis Armstrong und Politiker von der Queen Elisabeth über Konrad Adenauer bis zu John F. Kennedy porträtiert hat, hat auch das Ventertal und die Venter Ache mehrfach meisterhaft „porträtiert“.
Seit 2004 laboriert die TIWAG jetzt schon an ihrem „Kaunertal-Projekt“ in allen möglichen, in der Realität freilich unmöglichen Varianten, beginnend mit einem Speicher im Rofental, dann nacheinander mit einem im Taschach, am Rifflsee, im Ferngergries und schließlich endend – und ebenso aussichtslos – mit einem im Platzertal.
Aus dem „TIWAG Optionenbericht“ 2004 (!)
Außer ein paar Löcher durch Probebohrungen hat sie, das darf man ihr zugute halten, soweit nichts angestellt.
Da muss den Betonköpfen in der Landesregierung ja angst und bang werden
Wenn sie sehen, welchen Zulauf der packende Dokumentarfilm über den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal landauf landab hat.
Mit ebenso großem Erfolg wurde der Film „Bis zum letzten Tropfen“ von Harry Putz auch in Haiming, Landeck, Pfunds, Telfs, Kufstein, Wörgl, St. Johann usw. sowie außerhalb von Tirol und von Österreich gezeigt.
Da herrscht der alte Geist, manche sagen auch: Ungeist.
Als wäre die Zeit stehen geblieben. Als wäre Bruno Wallnöfer noch im Amt. Jener berüchtigte und skandalumwitterte TIWAG-Vorstandsvorsitzende, dem der jetzige zum Abgang 2015 auf peinlichste Weise nachgelobhudelt hat, dankend für seinen „konsequenten Einsatz“ und seine „unermüdlichen Bemühungen“ für den von ihm „weitblickend initiierten Ausbau der heimischen Wasserkraft“ und „die von ihm unbeirrbar verfolgten Wasserkraftwerksprojekte“.
Durch diese hochgezogene Fassade, diese Attrappe (das „Attachement“, wie es verräterisch in Planunterlagen heißt) wird uns, im wahrsten Sinn des Wortes, etwas vorgespiegelt, ein Ankommen des Unternehmens im 21. Jahrhundert.
Aber hinter diesem Blendwerk verbergen sich die alten Mauern. Und das alte „Denken“. Konzepte und Projekte wie vor 20, 30 Jahren.
Ich sage nur: Wasserableitungen, Pumpspeicherkraftwerke, Staudämme.
Wenn die TIWAG sich ändern soll, und das muss sie sich, dann müssen wir das tun. Die Leitung, diese und die jetzt anstehende nächste, wird es nicht tun.
Kraftwerk Amlach, Kraftwerk Debant1 und Kraftwerk Debant 2, Kraftwerk Dorferbach, Kraftwerk Heinfels, Kraftwerk Kalserbach, Kraftwerk Leibnitz, Kraftwerk Lienz, Kraftwerk Schwarzach: Die schon bestehenden TIWAG-Kraftwerke in Osttirol tun‘s der TIWAG immer noch nicht.
Es muss auch noch der Tauernbach her! Für ein Ausleitungskraftwerk von den Schildalmen bis an die Proseggklamm.
Frömmeln kommt in Tirol immer noch gut an. Denken die TIWAG-Bosse. Bei jedem Stollenanschlag inszenieren sie sich für die Medien scheinheiligst als Fans der „Heiligen Barbara“ – von Herdina (links) über Entstrasser (rechts) bis zu Speckle (unten).
Was für ein Zinnober! Was für ein Schauspiel jedesmal!
Die „Heilige Barbara“ gilt der Legende nach als Patronin der Bergleute. Und übrigens auch als Patronin der Artillerie. Als solche wurde sie auch im 1. Weltkrieg benutzt und wird sie es auch heute noch von der deutschen Bundeswehr, dargestellt mit Kanonen und neuerdings auch mit Raketen (hier).
Jetzt muss die TIWAG ganz stark sein!
Es gibt keine „Heilige Barbara“.
Es hat wahrscheinlich nie eine „Heilige Barbara“ gegeben.
Sie soll der Legende nach im 3. Jahrhundert nach Christus gelebt haben, diese Legende ist aber erst vierhundert Jahre später erdacht und geschaffen worden.
„Im Zuge der Liturgiereformen des zweiten vatikanischen Konzils (1962–1965) wurde die Hl. Barbara aus dem römischen Generalkalender gestrichen, da ihre Existenz historisch nicht gesichert ist.“ (Wikipedia)
Für ein Ausgleichsbecken des ins Kaunertal und ins Platzertal und dann über Prutz nach Imst umgeleiteten Wassers aus dem Ötztal möchte sich die TIWAG in der Imster Au 26 ha (in Worten: sechsundzwanzig Hektar) fremden Kulturgrund genehmigen.
Schon allein das ist Grund genug, nämlicher landwirtschaftlich genutzter Grund, die Ableitungen der Gurgler Ache und der Venter Ache nicht zuzulassen.
Diesem Druck wird die Politik nicht standhalten können
So viele Vereine, Organisationen, Körperschaften haben sich (neben lokalen Bürgerinitiativen und österreichweiten NGOs) mit Beschlüssen (!) dezidiert gegen die Ableitungen aus dem Ötztal und den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal mit einem Pumpspeicher im Platzertal ausgesprochen und damit festgelegt.
Noch stellt sich die Landesregierung nach außen hin taub und lässt die TIWAG weiterwursteln und weiter Geld verbrennen.
In Wahrheit ist der Politik aber bereits klar, dass sie das Projekt gegen diese Phalanx niemals wird durchdrücken können.
Allein die Rofenache, noch bevor sie sich mit Spiegelbach und Niedertalbach zur Venter Ache vereinigt, führt pro Jahr rund 200.000 Tonnen sogenannte „suspendierte Feststoffe“ (v.a. Gletscherschliff) mit sich, es waren zuletzt auch schon bis zu 240.000 Tonnen. Das sind, in LKWs gerechnet, zumindest 20.000 10-Tonner-LKWs. Wie gesagt, ohne die anderen Zuflüsse, die im Speicher Vent landen würden, mit noch einmal fast gleich viel Tonnen an Schwebstoffen.
Dazu kommt noch das ganze Geschiebe, das diese Bäche mit sich führen. Nach Angaben des Münchner Gletscherforschers Ludwig Braun, der jahrzehntelang am Vernagtferner und am Vernagtbach gearbeitet und gemessen hat, kämen durch die Geschiebefracht der Rofenache noch einmal 200.000 Tonnen dazu. Dann sprechen wir von insgesamt 400.000 Tonnen an mitgeführtem Material bereits bei der Rofenache und dementsprechend von fast 800.000 Tonnen in Vent, wenn Spiegelbach und Niedertalbach mit deren Schwebstoffen und Geschiebefrachten dazugekommen sind.
Jeder der 80 LKWs unten steht für 1000 LKW-Ladungen á 10 t
Suspendierte Feststoffe plus Geschiebefracht bei der geplanten Wasserfassung an der Venter Ache:
Rund 800.000 Tonnen jährlich, vorwiegend von Juni bis September
800.000 Tonnen, das sind 80.000 LKW-Ladungen, die die Venter Ache Jahr für Jahr gratis und ohne ständige Baggerei und massiven Straßenverkehr recht unauffälig abtransportiert. Die TIWAG möchte dieses ganze Material unterhalb von Vent in einer Tiroler Wehr abfangen.
Die täglichen Spülungen und die laufend notwendigen Baggerearbeiten und das anzulegende gigantische „Ausschotterungsbecken“ mag sich niemand vorstellen.
PS. Wie’s der TIWAG mit dem Wasser der Ötztaler Ache beim erst vor kurzem in Betrieb genommenen Kraftwerk Tumpen-Habichen jetzt geht, darüber könnte sie allerhand erzählen. Tut sie aber nicht.
Was soll man von einem Hochwassergutachten voller Fehler halten?
Wenn die Weissagungen der TIWAG zum Hochwasserschutz ähnlich gelungen sind wie die topografischen Neuschöpfungen im Gutachten, das sie bei der Behörde eingereicht hat, dann kann man nur sagen: „Setzen, fünf!“
Es gibt kein Längentalerbecken im Ötztal. Es gibt ein Längental, weit weg, im Kühtai. Im Ötztal hingegen nur ein Längenfelder Becken. Und Schreiber mit Familiennamen hat es im Ötztal auch keine, dafür jede Menge Scheiber. Es gibt auch keine Kühltreiner Schlucht zwischen Zwieselstein und Sölden, sondern – jede Wanderkarte und jeder Fremdenverkehrsprospekt weiß es – nur eine Kühtrainschlucht. Und so weiter.
Die größten Eier legt sich die TIWAG immer noch selbst.
Das ist wirklich das neueste TIWAG-Plakat
Kein Fake!
Damit will uns die TIWAG offenbar zeigen, wie wenig Restwasser unterhalb des Staudamms verbleibt. Und dass man da mitten im Sommer auch mit kleinen Kindern problemlos im „Bachbett“ spazieren gehen kann.
Diese Bezeichnung soll das Dreimilliardending verniedlichen, schönreden. Die Eingriffe in Gurgl und Vent und im Gepatsch und im Platzertal und in Prutz und in Imst und in Haiming bagatellisieren, herunterspielen, als ob eh nur im Kaunertal was geplant wäre, ein bisschen ein Ausbau dort, ein Anbau sozusagen. Diese Namenserfindung ist Teil der Strategie, das Projekt durchzuschwindeln.
In Wahrheit wäre im Kaunertal ein nigelnagelneues Kraftwerk geplant, ein weiteres in Prutz genauso wie in Imst und dann noch eines in Haiming. Vier Kraftwerke, betrieben mit dem Wasser aus Gurgl und Vent, zwischengespeichert im Platzertal.
Nie vergessen: Es ist wäre eine Kette. Eine beispiellose gigantomanische Kraftwerkskette!
Nein der Ötztaler Bauern und Bäuerinnen
zum Kraftwerksausbau im Kaunertal
Sämtliche Ortsbauernschaften und Jungbauernschaften im Ötztal (Sautens, Oetz, Umhausen, Längenfeld und Sölden) als die in Zeiten rasanten Klimawandels wohl hauptbetroffene Berufsgruppe der geplanten Bachableitungen aus dem Tal haben dem Projekt Kaunertal der TIWAG in einer gemeinsamen Erklärung eine klare Absage erteilt.
Beschluss der Ortsbauernschaften und Jungbauernschaften
Obergurgl ist das höchstgelegene Kirchdorf Österreichs. Dort hat die TIWAG Natureingriffe in riesigem Ausmaß vor: Wasserfassungen am Königsbach, am Fernwallbach und an der Gurgler Ache, einen Erschließungstunnel durch den Ochsenkopf, einen Fensterstollen im Poschach und einen Überleitungsstollen ins Ventertal, samt all dem, was damit zusammenhängt – Rodungen, Baustellen, Zufahrtstraßen und Deponien.
Als Ausgleichsmaßnahme für die Zerstörungen – jetzt nicht speziell in Obergurgl, sondern ganz generell in Zusammenhang mit dem Projekt Kaunertal-Ausbau – hat die TIWAG solche im 200 km (!) entfernten Kirchdorf vorgeschlagen.
Zum Mitschreiben: Unwiederbringlich zerstört werden soll Länge mal Breite in Gurgl und Vent und im Kaunertal und im Platzertal, aber Renaturierungsmaßnahmen dafür sollen u.a. am anderen Ende Tirols stattfinden. In Kirchdorf. Ausgerechnet bei dem von der TIWAG 2020 aufgelassenen Kraftwerk. Wo sie sowieso allerhand gutzumachen hätte.
Und so eine Trickserei flutscht bei der Behörde durch?
Würde sie vermutlich.
Wird sie aber nicht.
Weil, eh schon wissen: das Kaunertal-Projekt nicht realisiert wird.
Die TIWAG hat in ihrer neuen Werbekampagne zwei Figuren in die weite Welt geschickt, die uns ganz offensichtlich Wichtiges mitzuteilen haben. Aber sie hat vergessen, ihnen auch den entsprechenden Text mitzugeben. Das geht so nicht.
Es ist an uns, ihr auszuhelfen. Wir tun das gerne.
Die TIWAG möchte in Vent 5 Hektar Wald roden, teilweise alten Zirbenwaldbestand.
Sie wird hier keine Überleitungsstollen Richtung Gurgl und Richtung Gepatschspeicher sprengen und fräsen. Sie wird an der Venter Ache auch keine Wasserfassung bauen. Sie wird im hinteren Ötztal überhaupt nichts.
Phantasievorstellung der TIWAG in ihrer „Umweltverträglichkeitserklärung Ausbau Kraftwerk Kaunertal“
Wie die TIWAG dem ORF eine Lügengeschichte angedreht hat
Die TIWAG versucht damit anzugeben, was sie als Ausgleichsmaßnahme für die Verwüstungen im Kühtai doch in den Rietzer Innauen für tolle Renaturierungsmaßnahmen gesetzt hat. Erstens sind ihr diese gegen ihren Willen vom Bundesverwaltungsgericht aufgezwungen worden und zweitens ist die Geschichte, die sie jetzt groß verbreitet, faul.
Es ist ihr aber gelungen, sie dem ORF unterzujubeln.
Tirol heute, 4. Mai 2024
TIWAG und Ökologe ist an sich schon eine Traumpaarung, ungefähr so wie Faust und Auge.
Und es stellt sich die Frage:
Hat die TIWAG den Flussregenpfeifer und den Flussuferläufer an den Inn bei Rietz gebracht?
Nein!
Bereits seit über 30 Jahren sind regelmäßige Brutvorkommen des Flussuferläufers in den Rietzer Innauen belegt. Und mindestens seit 2007 sind auch Brutreviere des Flussregenpfeifers dort dokumentiert.
Die TIWAG hat dieser Tage das halbe Oberland mit einem Postwurf in Sachen Kaunertal beglückt. Beglückt ist, was das Ötztal betrifft, sogar wörtlich zu nehmen. Während in diesem Folder alle geplanten neuen Anlagenteile „zur Erweiterung Kaunertal“ angeführt sind, vom Pumpspeicherkraftwerk Versetz über den Speicher Platzertal bis zum Kraftwerk Prutz 2, fehlen jetzt – unser Widerstand trägt offenbar Früchte – die Wasserfassungen an der Gurgler und an der Venter Ache komplett.
Platz, diese einzuzeichnen, wäre auf dem Papier, wie man sieht, mehr als genug gewesen.
Kein Fake, sondern der Original-Postwurf der TIWAG von Anfang Mai 2024. Die große Leerstelle (Pfeil) sieht aus, als wäre hier vor dem Druck noch schnell etwas herausretouchiert worden.
Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
Beim nächsten Infoblatt der TIWAG fällt dann auch noch die damit nutzlos gewordene Überleitung und der Platzertal-Speicher.
Ernste Warnung an die Haimingerinnen und Haiminger!
Durch die Ausleitung des oberen Inn für das GKI-Kraftwerk der TIWAG in Prutz ist eine ganze Reihe von Trinkwasserquellen im Raum Ried ganz oder teilweise ausgeblieben.
Jetzt möchte die TIWAG die Gemeinde Ried mit einer lächerlichen Einmalzahlung für etwas „entschädigen“, wofür dieses Geld niemals eine Entschädigung sein kann.
Was im Oberen Gericht passiert ist und passiert, ist ein mahnendes Beispiel für die Gemeinde Haiming, deren wichtigste Trinkwasserreserve das Tschirgantmassiv ist, durch das die TIWAG den Inn ausleiten möchte.